Eine unbequeme Ausstellung über Israels Gründungsgeschichte und wie ihre Gegner gegen sie vorgehen: Weglassen, vertuschen und manipulieren

Eine Ausstellung tourt seit einigen Jahren durch Deutschland und sorgt überall dort, wo sie gezeigt wird, für beträchtlichen Wirbel. Sie stellt in Texten, Dokumenten und historischen Fotos die Vertreibung der Palästinenser durch jüdisch-zionistische Militärverbände aus ihrem Heimatland in den Jahren 1947/48 dar – eine Präsentation der gewaltsamen Seite der Gründungsgeschichte Israels, die man den nach den furchtbaren Verbrechen der Nazis an den Juden im Mainstream zumeist philosemitisch gestimmten Deutschen bis dahin noch nicht vorgesetzt hatte. Nakba heißt arabisch Katastrophe – so nennen die Palästinenser die ethnische Säuberung, die an ihnen vollzogen wurde und so ist auch der Titel der Ausstellung.

Auch in der Hansestadt Bremen schlugen die politischen Wellen wegen dieser Ausstellung im Februar/ März 2015 hoch. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die Jüdische Gemeinde hatten zuvor alles unternommen, die Exposition in der Stadtbibliothek zu verhindern, was aber nicht gelang. Die Nakba-Veranstaltergruppen mussten aber einen Kompromiss hinnehmen, damit die Ausstellung überhaupt gezeigt werden konnte: Die DIG durfte dort zwei Tafeln mit ihrer „Gegendarstellung“ aufstellen – ein wohl einmaliger Vorgang in Deutschland, dass in einer Ausstellung auch gleich die „Gegenausstellung“ gezeigt werden muss. Aber damit hat die DIG einen Präzedenzfall geschaffen, auf den man bei kommenden Gelegenheiten zurückkommen und gleiches Recht einfordern kann.

Der Bremer Grünenpolitiker und Vorsitzender der DIG in der Stadt, Dr. Hermann Kuhn, griff anlässlich der Ausstellung selbst zur Feder und verfasste ein Papier, in dem er die „Gegenargumente“ seiner Organisation in Thesen darlegte. Im Folgenden werden seine Ausführungen wiedergegeben und die Antworten darauf. (Die Thesen Hermann Kuhns sind fett gedruckt.)

Diese Ausstellung [über die Nakba] dient nicht der Verständigung. Im Gegenteil.

Die Nakba-Ausstellung legt historische Fakten offen, die in Deutschland bisher wenig bekannt sind und die vor allem israelische Historiker erst in den letzten Jahren erarbeitet haben. Zu nennen sind hier vor allem die Arbeiten von Simcha Flapan, Benny Morris, Tom Segev, Avi Shlaim und Ilan Pappe. Ohne ihre Studien hätte man die Ausstellung gar nicht erstellen können. Wenn Hermann Kuhn nun sagt, die Ausstellung diene nicht der Verständigung, dann kann das doch nur heißen, dass die historische Wahrheit über die Vorgänge der Jahre 1947/48 nicht an das Licht der Öffentlichkeit gehört. Es gibt aber ganz im Gegenteil einen wichtigen Grund, warum die Erkenntnis und die Verbreitung der historischen Wahrheit gerade im Fall der Nakba so notwendig ist: Weil mit den historischen Mythen und Legenden Israels der Frieden unmöglich ist.

Der Israeli Simcha Flapan begründet das so: „Es gilt, die propagandistischen Denkstrukturen aufzulösen, die so lange verhindert haben, dass in meinem Land die Kräfte des Friedens an Boden gewinnen konnten. Die Aufgabe, die den Intellektuellen und den Freunden beider Völker [Israelis und Palästinensern] zufällt, besteht nicht darin, Ad-hoc-Lösungen anzubieten, sondern die Ursachen des Konflikts in das Licht einer aufklärenden Analyse zu tauchen, in der Hoffnung, dass man es auf diese Weise schafft, die Verzerrungen und Lügen, die mittlerweile zu sakrosankten Mythen geronnen sind, aus der Welt zu schaffen.“ Und: „Wenn die Klischees und falschen Mythen ihren Platz im Denken der Jüngeren behaupten, ist die Katastrophe unausweichlich.“ Sein Kollege Ilan Pappe stimmt Flapan zu und schreibt: „Es ist unsere Pflicht, dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit [die Nakba], das Israel leugnen und die Welt vergessen machen wollte, aus der Vergessenheit zu holen, und zwar nicht nur als längst überfällige historiographische Rekonstruktion oder professionelle Aufgabe. Meiner Ansicht nach ist es eine moralische Entscheidung, der allererste Schritt, den wir tun müssen, wenn wir wollen, dass Versöhnung jemals eine Chance haben und Frieden in den zerrissenen Ländern Palästina und Israel Fuß fassen sollen.“

In Israel gibt es zudem die Organisation Zochrot (Wir erinnern uns), die seit Jahren die Ereignisse der Nakba erforscht und die Ergebnisse ihrer Arbeit (auch Berichte von jüdischen und palästinensischen Zeitzeugen) veröffentlicht und an 1948 zerstörten palästinensischen Dörfern und Stadtteilen Gedenksteine errichtet. Außerdem hat sie einen App eingerichtet, den man herunterladen kann und dann Auskunft über die während der Nakba zerstörten Orte erhält. Zochrot tut dies ausdrücklich mit der Absicht, die Verständigung und Versöhnung mit den Palästinensern zu fördern.

Im Katalog der Ausstellung sind sehr prominente Namen aufgeführt, die auch der Meinung sind, dass ihre Darstellungen der Verständigung dienen. Außerdem bürgen die Prominenten auch für die Wissenschaftlichkeit des Gezeigten. Einer von ihnen sei hier genannt: der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat. Er hatte, als die Ausstellung in Tübingen gezeigt wurde, wo er lebt, die Schirmherrschaft über sie übernommen. In seiner Rede, die er zur Eröffnung hielt, bescheinigte er den gezeigten Exponaten und Bildtafeln ein „wichtiges aufklärerisches Potential“. Sie enthielten nicht das geringste antisemitische Element. Die Ausstellung habe sogar sein historische Wissen korrigiert und erweitert, denn er habe gar nicht im Detail gewusst, in welchem Ausmaß die Väter des Zionismus wie Ben Gurion und sogar schon Theodor Herzl der Meinung waren, dass der jüdische Staat nur durch eine Aussiedlung der palästinensischen Bevölkerung zu erreichen sein würde. Tugenhat sieht in der Ausstellung einen „mutigen Beitrag zur Entkrampfung im Verhältnis der Deutschen zu Israel und den Juden überhaupt.“

Die DIG und Hermann Kuhn vertreten die Position, dass die Juden aufgrund ihrer Jahrhunderte langen Verfolgungen und Leiden (insbesondere wegen des Holocaust) ein Recht gehabt hätten, Palästina in Besitz zu nehmen.

Natürlich hat es Leiden und Verfolgungen in der jüdischen Geschichte immer wieder gegeben. Es ist aber ein zionistischer Mythos, dass die Geschichte der Juden eine einzige Abfolge von Pogromen war. Der Antijudaismus bzw. später der Antisemitismus sind in Europa entstanden, aber auch hier hat es lange Phasen der Geschichte gegeben, in denen die jüdische Existenz nicht gefährdet war. In der arabischen Welt lebten die Juden Jahrhunderte lang in Frieden mit der islamischen Umwelt, sodass Wissenschaftler sogar von einer Symbiose zwischen Arabern und Juden sprechen, aus der nicht nur eine arabisch-sprachig-jüdische, sondern eine judäo-arabische oder gar judäo-islamische Kultur hervorging. Die Differenzen und Gegensätze zwischen Arabern und Juden sind erst mit dem Auftauchen der zionistischen Bewegung in Palästina und deren Anspruch auf das Land aufgekommen. (Über die hier angesprochene Problematik gibt das Buch von John Rose Auskunft: Mythen des Zionismus. Stolpersteine auf dem Weg zum Frieden, Zürich 2006.)

Es ist völlig unverständlich, neben eher metaphysischen Aussagen des Alten Testaments auch aus den Leiden der Juden in der Geschichte einen Anspruch auf das Land Palästina abzuleiten. Ein solcher Anspruch ist in keine Weise mit dem Völkerrecht und den Menschenrechten in Einklang zu bringen, denn er bedeutet ja zugleich, ein anderes Volk, das seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden in diesem Land lebt, seines Existenzrechtes dort zu berauben. Dieses Volk hatte nie etwas mit dem jüdischen Exil, der Verfolgung der Juden und dem Holocaust zu tun.

Hermann Kuhn trat dann auch mit der überraschenden Äußerung an die Öffentlichkeit, dass die Vertreibung der Palästinenser, die er bisher immer geleugnet hatte, eigentlich etwas „Normales“ in dieser Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sei. Als Beispiel führte er die Teilung Indiens in einen hinduistischen und einen moslemischen Staat 1947 an, die in der Tat große Opfer an Menschenleben forderte: Etwa sieben Millionen Hindus verließen das Staatsgebiet von Pakistan, bei den Gewalttaten und den Strapazen der Flucht verloren rund 750 000 Menschen ihr Leben. Einmal davon abgesehen, dass man ein Unrecht nicht mit einem anderen aufrechnen kann, sind beide Vorgänge – die Teilung Indiens und die Eroberung und Kolonisation Palästinas grundverschiedene Vorgänge, die man überhaupt nicht miteinander vergleichen kann.

Kuhn hatte dann noch einen anderen ebenso schiefen Vergleich parat: Die Palästinenser müssten eben wie die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg die Realitäten akzeptieren. Als Beispiel nannte er den Verlust der deutschen Ost-Gebiete an Polen und die Anerkennung der neuen Grenze zwischen beiden Staaten, was zum Frieden geführt habe. Man darf diesem Grünen-Politiker etwas Nachhilfe-Unterricht in Geschichte erteilen: Hitler-Deutschland hatte nicht nur einen Angriffs-, sondern einen Vernichtungskrieg gegen die Völker des Ostens geführt und verloren. Der Verlust Ostpreußens und Pommerns war der Preis dafür. Die Flüchtlinge aus diesen Gebieten wurden in der Bundesrepublik relativ schnell integriert, und die Anerkennung der Nachkriegsgrenze zu Polen war nichts als der Nachvollzug der von Deutschland verschuldeten neuen Realität. Zur Erinnerung: Die Palästinenser haben nie einen Angriffskrieg gegen die Juden in Palästina geführt, sie haben sich lediglich dagegen gewehrt, dass man ihnen ihr Heimatland wegnehmen wollte, was ihr gutes Recht war. Denn die Selbstbestimmung, die in Artikel 1 und 2 der UNO-Charta allen Völkern zugestanden wird, hatte man ihnen nicht gewährt.

Auch die Intervention arabischer Armeen nach der israelischen Staatsgründung im Mai 1948 war kein Angriffskrieg auf den jungen zionistischen Staat, sondern eine Hilfeleistung für die Palästinenser, denen die Zionisten zu diesem Zeitpunkt schon große Teile des Landes weggenommen hatten, das ihnen nach dem UNO-Teilungsbeschluss gar nicht zustand. Außerdem hatten die Zionisten bis zu diesem Zeitpunkt schon 300 000 Palästinenser vertrieben. Auch auf die Situation heute bezogen, ist Kuhns Forderung unverständlich. Die Palästinenser besitzen weder einen Staat noch fest umgrenztes Land, dessen Grenzen zu Israel sie anerkennen könnten. Im Gegenteil: Israel expandiert ständig weiter auf palästinensischen Boden und erweitert damit sein eigenes Staatsgebiet. Was sollen die Palästinenser da anerkennen?

Wer Frieden und Verständigung zwischen Israel und den Arabern will, muss auch das Schicksal der Palästinenser, das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen kennen und anerkennen. Aber er muss auch die Ursache und die Verantwortung dafür richtig benennen. Das tut die Ausstellung nicht.

Genau das tut die Ausstellung mit so gut wie allen Texten, man sollte sie nur mal genau studieren. Es ist sogar ihr Sinn, endlich die wirklichen Ursachen des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern zu nennen. Bisher kannte man nur die israelisch-zionistische Darstellung und die ist gerade durch eine neue Historiker-Generation in Israel zu großen Teilen widerlegt worden. Ihre Forschungsergebnisse stimmen weitgehend mit der palästinensischen Darstellung überein. Nur ein Beispiel: Das zionistische Narrativ behauptet, die Palästinenser hätten ihr Land „freiwillig“ verlassen, was durch keinen einzigen Beleg bewiesen werden konnte. Außerdem sagt einem schon der gesunde Menschenverstand: Wer verlässt freiwillig seine Heimat, um im Elend in Flüchtlingslagern zu leben – in einem Land, in dem man nicht willkommen ist? Eine absurde Vorstellung. Die Ursache der Gewalt in diesem Konflikt war von Anfang an die Tatsache, dass ein Volk in ein von einem anderen Volk bewohntes Land einwanderte, um dort seinen Staat zu gründen. Damit war die Gewalt vorprogrammiert. Genau diesen Prozess der Kolonisierung und seine Folgen zeigt die Ausstellung.

Die Ausstellung stellt die Legitimität der Staatsgründung Israels auf Grundlage des UN-Teilungsbeschlusses von 1947 in Frage.

Das tut sie keineswegs. Dieser UN-Beschluss ist gültig, das bestreitet die Ausstellung überhaupt nicht. Sie weist aber auf die Ungerechtigkeit dieses Beschlusses hin, dass die Juden, die damals nur ein Drittel der Bevölkerung Palästinas stellten und zu diesem Zeitpunkt nur sechs Prozent des Bodens besaßen, 56 Prozent des Landes bekommen sollten, die Araber, die zwei Drittel der Bevölkerung stellten, aber nur 42,88 Prozent. Jerusalem sollte eine internationale Zone werden. Die Juden sollten noch dazu die fruchtbareren Landesteile an der Küste bekommen.

Die Ausstellung stellt deshalb mit Recht die Frage, ob die UNO überhaupt nach dem Völkerrecht berechtigt war, das Land eines Volkes an ein anderes Volk zu verteilen bzw. Staaten neu zu schaffen. Dass auch die Palästinenser ein Recht auf das Selbstbestimmungsrecht haben, wurde bei dem UN-Teilungsbeschluss aber nicht beachtet, weil man einfach über sie verfügt hat, ohne sie zum Beispiel in einem Referendum über ihre Zukunft selbst entscheiden zu lassen. Die Ausstellung behauptet also nicht, dass die israelische Staatsgründung illegal war, sie weist aber auf die völkerrechtliche Problematik hin, die bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Israel verdankt seine Gründung und seine Existenzberechtigung dem UN-Teilungsbeschluss, hat es der UNO aber wenig oder überhaupt nicht gedankt, weil sie alle nachfolgenden UNO-Resolutionen zur Lösung des Konflikts mit den Palästinensern ignoriert und nicht umgesetzt hat.

Die Ausstellung verschweigt, dass sofort nach dem UN-[Teilungs-]Beschluss die arabischen Angriffe auf die Juden begannen und dass die arabischen Staaten einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung dem jungen Staat Israel den Krieg erklärten mit dem Ziel, ihn auszulöschen.

und

Die Ausstellung leugnet, dass die darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen und die Niederlage der arabischen Angreifer die Ursache für Flucht und Vertreibung der Palästinenser gewesen sind.

Es sind in diesem Zusammenhang einige Dinge auseinanderzuhalten, vor allem die wirklichen Ursachen und die Folgen der Ereignisse. Die Ausstellung leugnet keineswegs, dass es zu militärischen Auseinandersetzungen kam. Es heißt da: „Unmittelbar nach Verabschiedung der UN-Teilungsresolution begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen in Palästina.“ Wenn da von „Angriffen gegen Juden“ die Rede ist, dann denkt man sofort an die Sprache des europäischen Antisemitismus. Die Unruhen waren in diesem kolonialen Konflikt aus Sicht der Palästinenser durchaus verständlich, weil sie die eindeutigen Verlierer des UNO-Teilungsbeschlusses waren und man diesem Volk den Großteil seines Landes geraubt hatte. Welches Volk auf dieser Welt hätte das einfach hingenommen? Die Juden in Palästina hatten schon sehr früh militärische Verbände aufgebaut, denen die Palästinenser so gut wie nichts entgegenzusetzen hatten. Der Zionistenführer David Ben Gurion hat in seinem Tagebuch schon 1937 geäußert, dass er Teilungsgrenzen missachten und die jüdische Bevölkerungsmehrheit und die Exklusivität im Land mit Gewalt durchsetzen werde. Wörtlich erklärte er, die jüdische Gemeinde müsse „nicht nur Siedlungen, sondern das Land als Ganzes und unsere nationale Zukunft verteidigen.“

Die zionistischen Verbände begannen noch 1947 – also kurz nach dem Teilungsbeschluss und Monate vor der Gründung des Staates Israel – mit dem Krieg gegen die Palästinenser, der dann zur ethnischen Säuberung wurde. Am 10. März 1948 autorisierte die Beratergruppe von Ben Gurion den Plan D (Dalet), anschließend billigte das Hagana-Kommando [die Hagana ist die Vorläuferin der heutigen israelischen Armee IDF] den Plan, dann ging er in Form von militärischen Befehlen an die Truppen vor Ort. In der von der Geheimdienstabteilung der Hagana erarbeiteten Blaupause des Plans Dalet heißt es: „Die Operationen lassen sich folgendermaßen durchführen: entweder durch Zerstörung von Dörfern (indem man sie in Brand setzt, sprengt und die Trümmer vermint) und insbesondere von Wohngebieten, die auf die Dauer schwer zu kontrollieren sind, oder durch Durchsuchungs- und Kontrolloperationen nach folgenden Richtlinien: Umstellen und Durchkämmen der Dörfer. Im Fall von Widerstand sind die bewaffneten Kräfte auszuschalten und die Einwohner über die Landesgrenzen zu vertreiben.“ (Zitiert nach Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas, S. 120)

Die jüdischen Verbände eroberten auch noch vor der Gründung des Staates Israel und dem Einmarsch arabischer Armeen große Teile des den Zionisten von der UNO zugeteilten Landes, aber auch Teile der den Arabern zugesprochenen Regionen – und auch arabische Städte: Haifa, Safed, Jaffa, Tiberias. Bis zum Gründungstag Israels am 14. Mai 1948 hatten die Zionisten schon 300 000 Palästinenser vertrieben. Die Niederlage der arabischen Angreifer fand erst viel später statt, der Waffenstillstand wurde im ersten Halbjahr 1949 geschlossen. Israel besaß am Ende des Krieges nicht nur die ihm von der UNO zugeteilten 56 Prozent des Landes, sondern 78 Prozent. Die Bilanz der Nakba war furchtbar: Elf Stadtviertel und 531 palästinensische Dörfer wurden zwangsgeräumt, viele dem Erdboden gleichgemacht, etwa 750 000 Menschen wurden vertrieben, es kam zu Plünderungen und Massakern, das Eigentum der Vertriebenen wurde konfisziert.

Die Feststellung, dass die militärischen Auseinandersetzungen die Ursache für die Flucht und Vertreibung der Palästinenser gewesen seien, lässt sich nicht halten. Die exakt geplante und durchgeführte ethnische Säuberung Palästinas ist heute bei renommierten israelischen Historikern wie Simcha Flapan, Avi Shlaim, Benny Morris, Shlomo Ben Ami und Ilan Pappe auch gar nicht mehr umstritten. Benny Morris rechtfertigt heute sogar die Nakba, indem er sagt, man hätte sie 1948 wirklich vollenden müssen, was ja wohl heißt, dass man alle Palästinenser hätte vertreiben müssen.

Die Ausstellung verschweigt, dass 1948 die Zweistaatenlösung nicht an Israel gescheitert ist, sondern an den arabischen Nachbarn, die sie nicht wollten und die sich nach dem Waffenstillstand das Westjordanland und den Gazastreifen einverleibt haben.

Auch diese Feststellung lässt sich sehr leicht mit Arbeiten israelischer Historiker wiederlegen. So schreibt Simcha Flapan, dass die Anerkennung des UNO-Teilungsbeschlusses durch Israel ein taktisches Zugeständnis war, das keineswegs ernst gemeint war. Denn das Ziel der Zionisten war und ist auch heute noch ein homogener jüdischer Staat, der ganz Palästina umfasst. Bester Beleg dafür ist die heutige Siedlungspolitik, durch die den Palästinensern immer mehr Land geraubt wird, wodurch ihre Existenz immer mehr eingeschränkt wird. Das ist auch eine indirekte Form der Vertreibung. Es gibt viele Äußerungen von David Ben Gurion aus den 40er und 50er Jahren, in denen er immer wieder betont, dass ein kleiner jüdischer Staat nur eine Zwischenstation sei, um sich von dort aus durch Eroberungen immer weiter auszudehnen und die Region zu beherrschen. Wörtlich sagte er: „...dass wir nach dem Aufbau einer Armee im Anschluss an die Errichtung des Staates die Teilung aufheben und uns über ganz Palästina ausdehnen.“

Dass die Palästinenser und die Araber damals gegen die Zwei-Staaten-Lösung waren, ergab sich aus der Ungerechtigkeit des UNO-Teilungsbeschlusses. Der israelische Historiker Ilan Pappe sieht das genauso und kritisiert, dass die Vereinten Nationen bei der Annahme des Teilungsplans die ethnische Zusammensetzung der Landesbevölkerung völlig unberücksichtigt gelassen hätten. Wenn die UNO die Größe des zukünftigen jüdischen Staates danach bemessen hätte, welches Gebiet von Juden besiedelt war, hätten sie nur Anspruch auf zehn Prozent des Landes gehabt. Aber die Vereinten Nationen hätten die nationalistischen Ansprüche der Zionisten auf Palästina akzeptiert und hätten die Juden insgesamt wohl auch für den Holocaust in Europa entschädigen wollen.(Die ethnische Säuberung Palästinas, S. 57)

Die Palästinenser waren aber durchaus – wie Simcha Flapan schreibt – zu einem Kompromiss bereit, weil sie verstanden hatten, dass die Teilung unvermeidlich und unumstößlich war. Er schreibt: „Die Beweise dafür sind so überwältigend, dass sich die Frage stellt, wie der Mythos von einem heiligen Krieg der Palästinenser gegen die Juden überhaupt entstehen und sich so lange halten konnte. Ein Grund dafür dürfte neben der in dieser Hinsicht äußerst wirksamen [israelischen] Propaganda darin liegen, dass die Araber nach ihrer Niederlage 1948/49 nur ungern zugaben, dass sie zuvor bereit gewesen waren, sich unter gewissen Voraussetzungen mit der Tatsache der Teilung abzufinden.“

Die Behauptung, dass die Araber sich das West-Jordanland „einverleibt“ hätten, ist auch eine Legende. Die Zionisten hatten mit König Abdallah von Jordanien ein Geheimabkommen abgeschlossen, das die spätere Ministerpräsidentin Golde Meir ausgehandelt hatte. Darin war vereinbart worden, dass Jordanien nach dem Krieg das West-Jordanland bekommen sollte und dass die jordanische Arabische Legion (die stärkste arabische Armee der Araber) nicht in die Kämpfe gegen Israel eingreifen sollte. Die Arabische Legion schützte daraufhin nur Jerusalem, das arabisch war. Die Ausstellung verschweigt die „Einverleibung des Westjordanlandes“  keineswegs.

Die Ausstellung spricht mit keinem Wort davon, dass in den Jahren 1948 rund 800 000 Juden aus den arabischen Ländern fliehen mussten, sodass diese heute „judenrein“ sind.

Abgesehen davon, dass das Wort „judenrein“ die Sprache der Nazis ist, die hier gar nichts zu suchen hat, ist diese Behauptung eine Legende und wird durch ständige Wiederholung nicht wahrer. Der israelische Historiker Tom Segev geht in seinem Buch Die ersten Israelis ausführlich auf diese Behauptung ein. Er benutzt dabei nicht ein einziges Mal den Begriff „Vertreibung“, sondern schreibt, dass Israel durch den gewonnenen Krieg 1948/49 viel Land dazu gewonnen hatte, aber zu wenig Menschen besaß, um es zu bebauen und militärisch schützen zu können. Aus Europa konnte Israel wegen des Holocaust kaum noch einen größeren Zustrom von Juden erwarten. Deshalb beschloss man, orientalische Juden ins Land zu holen. Ben Gurion stellte fest: „Selbst wenn Juden ihre [arabischen Wohnorte] nicht verlassen wollen, müssen sie gezwungen werden, zu kommen.“ Man schickte Mossad-Agenten dorthin, die mit allen Mitteln arbeiteten, die Juden nach Israel zu bringen. Genauso beschreibt der österreichisch-jüdische Historiker John Bunzl den Sachverhalt in seinem Buch Juden im Orient. Jüdische Gemeinschaft in der islamischen Welt und orientalische Juden in Israel (Wien1989). Dort ist auch zu lesen, wie sehr die orientalischen Juden in diesem Staat gegenüber den ashkenasischen Juden und deren Führungsschicht [also den Juden vor allem aus Osteuropa] sozial benachteiligt, ja deklassiert waren. Ben Gurion verteidigte die Notwendigkeit des Kommens dieser Menschen, er verglich sie aber mit den Schwarzen, die als Sklaven nach Amerika gekommen waren. Es handelt sich bei der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat und bei der Auswanderung der Juden aus den arabischen Staaten um zwei völlig verschiedene Vorgänge, die man nicht gegeneinander aufrechnen darf. Das offizielle Israel tut das aber, um alle Rückkehr- und Entschädigungsansprüche von sich zu weisen.

Es ist zu bedauern, dass die Ausstellung auf diesen Zusammenhang nicht näher eingegangen ist. Aber jede Ausstellung muss sich in ihrer Auswahl des Gebotenen beschränken.

Die Ausstellung schildert nicht, dass diese jüdischen Flüchtlinge längst integriert sind, die Nachkommen der palästinensischen Flüchtlinge aber immer noch in den Lagern gehalten werden, um als Druckmittel gegen Israel benutzt zu werden.

Die nach Israel ausgewanderten Juden aus den arabischen Staaten waren in Israel keineswegs sofort integriert, sondern bildeten lange Zeit die unterste und am meisten marginalisierte Gruppe (von den dort lebenden Arabern abgesehen) der israelischen Gesellschaft. Es sei auch in diesem Zusammenhang auf die schon erwähnten Bücher von Tom Segev und John Bunzl hingewiesen, in denen die Deklassierung dieser Menschen beschrieben wird.

Die Ausstellung beschreibt ausführlich das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge in den arabischen Staaten. Ihre Situation dort ist sehr verschieden. In Jordanien haben sie die Staatsbürgerschaft bekommen. In Syrien waren sie, ohne die Staatsbürgerschaft zu erhalten, weitgehend gleichberechtigt, sie sind jetzt aber in die Wirren des Bürgerkrieges geraten und leiden große Not. Im Libanon ist ihre Lage weiter schwierig. Die Integration scheitert dort an dem Machtspiel zwischen den herrschenden Gruppen: Muslimen, Christen und Drusen. Israel hat diese Menschen nicht nur mehrmals vertrieben – 1947/48 etwa 750 000 und 1967 auch noch einmal 300 000 Palästinenser – , sondern hat im Libanon auch immer wieder die Flüchtlingslager militärisch angegriffen und dabei unzählige unschuldige Menschen getötet. Der schlimmste Angriff erfolgte 1982 auf das Lager Sabra und Schatila, der – ausgeführt von maronitischen Milizen unter Aufsicht der israelischen Armee – zwischen 2000 und 5000 Menschen das Leben gekostet hat. Genaue Zahlen weiß man nicht, da die Leichen sofort beiseite geschafft wurden.

Die Ausstellung vertritt die Forderung nach dem Rückkehrrecht der Nachkommen der Flüchtlinge. Die Umsetzung dieser Forderung würde den jüdischen Staat radikal in Frage stellen, deswegen wird sie auch erhoben. Auf dieser Grundlage ist keine Verständigung möglich, im Gegenteil.

Diese Behauptung macht die Palästinenser in zynischer Weise für ihr Schicksal selbst verantwortlich. Israel hat dieses Problem verursacht, es trägt deshalb auch die Hauptverantwortung für seine Lösung. Das Völkerrecht sagt Flüchtlingen grundsätzlich das Rückkehrrecht zu. Mehrere UNO-Resolutionen haben Israel aufgefordert, das Rückkehrrecht umzusetzen, aber ohne Erfolg. Es ist zudem inhuman und ungerecht, jedem Juden, egal woher er kommt, sofort die israelische Staatsbürgerschaft zu verleihen, den palästinensischen Flüchtlingen aber die Rückkehr in ihre Heimat zu verweigern. Juden dürfen nach Palästina bzw. Israel nach 2000 Jahren Abwesenheit zurückkehren, die Palästinenser aber nicht nach knapp 70 Jahren!

Der israelische Historiker Simcha Flapan schreibt über die die Flüchtlingsfrage Folgendes: „Die palästinensischen Flüchtlinge wurden zum Symbol für die Enteignung, Vertreibung, und die trostlose Lage des palästinensischen Volkes. Das Flüchtlingsproblem hat die Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten bis heute vergiftet. Hätte Israel das Recht der Geflohenen auf Rückkehr anerkannt, wäre dies für die arabischen Staaten das einzige Rezept gewesen, das ihnen gestattet hätte, [1948] ohne Gesichtsverlust ihre demütigende militärische Niederlage einzugestehen, auf jede weitere militärische Option gegen Israel zu verzichten und sich mit der Realität eines jüdischen Staates inmitten der arabischen Welt abzufinden. Weit davon entfernt, Israel zu stabilisieren, wie die zionistischen Führer so sehr gehofft hatten, sorgte die Existenz einer Nation von Flüchtlingen für eine ständige Eskalation der Spannungen im Nahen Osten. (...) Es mussten viele Jahre vergehen, bevor deutlich wurde, dass das Problem der palästinensischen Flüchtlinge nicht bloß ein ‚humanitäres‘, sondern ein nationales Problem war, dessen Lösung der einzige Schlüssel zu einer dauerhaften Beilegung des israelisch-arabischen Konflikts ist.“ Mit anderen Worten: Die Verantwortung für die Lösung des Konflikts mit den Palästinensern liegt bei Israel, es kann sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Das ist auch die Schlussfolgerung, die die Ausstellung vermittelt.

Hermann Kuhn und die DIG fordern: Anerkennung Israels durch alle heute noch feindlichen Staaten und Schluss mit dem Terror gegen Israel, Gründung eines Staates Palästina und einen Friedensvertrag mit Garantien und Kontrolle sicherer Grenzen Israels.

Dieser Forderungskatalog enthält einige Ungereimtheiten. Wie in allen Darstellungen Israels aus dieser ideologischen Richtung erscheint Israel stets als das Opfer und nicht als Täter, es wird sozusagen als Unschuldslamm dargestellt. Die Tatsache, dass Israel ein menschenverachtendes und völkerrechtswidriges Okkupationsregime über Millionen Palästinenser im Westjordanland und – immer noch durch die totale Blockade – auch im Gazastreifen ausübt, findet keine Erwähnung. Der Terror ist aber die Folge der Besatzung und der Unterdrückung und nicht deren Ursache. Israel hat zudem nicht deshalb keine sicheren Grenzen, weil es von den umliegenden arabischen Staaten bedroht wird, sondern weil es als expansionistischer Siedlerstaat auf Ausdehnung seines Territoriums bestrebt ist. So ist es nicht bereit, die im Krieg von 1967 eroberten Territorien zurückzugeben und weitet sein völkerrechtswidriges Siedlungswerk auf palästinensischem Land in der Westbank ständig aus, wodurch die Schaffung eines palästinensischen Staates dort, den die DIG ja fordert, unmöglich geworden ist.

Die Araber – genau gesagt die Arabische Liga, also der Zusammenschluss aller arabischen Staaten – hat im Jahr 2002 einen Vorschlag für einen Friedensvertrag vorgelegt, der besagte: Wenn Israel bereit ist zuzulassen, dass im Westjordanland und im Gazastreifen ein palästinensischer Staat gegründet würde, würden alle arabischen Staaten Israel anerkennen. Über die Flüchtlingsfrage müsste im einzelnen verhandelt werden, d.h. ein symbolischer Anteil dieser Menschen dürfte nach Israel zurückkehren, andere würden in den palästinensischen Staat ziehen und der Rest würde finanziell entschädigt. Israel hat diesen Vorschlag, der inzwischen mehrmals widerholt worden ist und dem auch die Hamas zugestimmt hat, völlig negiert. Israel verlangt ständig territoriale Kompromisse von den Palästinensern. Ein palästinensischer Staat im Westjordanland und im Gazastreifen würde nur noch 22 Prozent der Gesamtfläche Palästinas umfassen, Israel besitzt also 78 Prozent. Wo sollen die Palästinenser da noch Kompromisse eingehen?

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft bedauert, dass eine solche Ausstellung in der Stadtbibliothek gezeigt wird. Sie wird in Bremen mit Begleitprogramm von der Gruppe organisiert, die 2011 vor Supermärkten zum Boykott israelischer Waren aufgerufen hat. SPD, CDU, Grüne und FDP haben damals diesen Boykottaufruf gemeinsam scharf verurteilt: Die Initiatoren haben sich heute nicht davon distanziert. Das allein hätte Grund genug sein sollen, sich an diesem Programm nicht zu beteiligen.

In der Tat waren einige der Mitglieder von Nahost-Gruppen, die jetzt die Ausstellung veranstalten, an der Boykott-Aktion vor einem Bremer Supermarkt (es waren nicht mehrere) beteiligt und haben dort gefordert, dass keine Waren und Produkte aus den völkerrechtswidrig besetzten palästinensischen Gebieten in die EU geliefert werden sollen. Der Versuch, die Teilnehmer dieser Aktion diffamierend, wenn nicht denunzierend ins Zwielicht des Antisemitismus zu rücken, misslingt aber völlig. Der Schuss geht sozusagen nach hinten los. Die Teilnehmer der Boykottaktion befürworteten und befürworten auch heute noch solche zeitlich begrenzten Aktionen gegen Israel, um auf diesen Staat politischen Druck auszuüben, endlich die völkerrechtswidrige Besatzung mit all ihren furchtbaren Begleiterscheinungen für die davon Betroffenen zu beenden und einer Lösung des Konflikts mit den Palästinensern zuzustimmen. Mit der Nazi-Parole „Kauft nicht bei Juden!“ hat ein solches Eintreten für das Einhalten des Völkerrechts und der Menschenrechte gar nichts zu tun. Das ist reine Denunziation.

Die Boykott-Aktionen (BDS: Boykott, De-Investment, Sanktionen), an der auch die Bremer Aktivisten teilgenommen haben, hat inzwischen weltweite Ausmaße angenommen. Auch jüdische und israelische Organisationen und Persönlichkeiten befürworten sie, aber auch Kirchen (z.B. Pax Christi), Gewerkschaften und akademische Vereinigungen. Der südafrikanische Bischof und Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu ruft immer wieder zu solchen Boykott-Aktionen gegen Israel auf, weil sie sich bei der Bekämpfung der Apartheit in Südafrika als so erfolgreich erwiesen haben. Große Konzerne – so der der niederländische Rentenfonds PGGM, die Bill und Melinda Gates Foundation sowie die presbyterianische Kirche der USA – haben inzwischen Millionenbeträge von israelischen Banken und Beteiligungen an Firmen, die Israel unterstützen, abgezogen. Große westliche Firmen lehnen Angebote ab, Projekte in den besetzten Gebieten durchzuführen. In einem Offenen Brief haben 2011 europäische ehemalige hochrangige Politiker – darunter Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker – den Stopp von israelischen Einfuhren aus den besetzten Gebieten in die EU und Sanktionen gegen diesen Staat wegen des völkerrechtswidrigen Siedlungsbaus dort gefordert. Die Bremer Aktivisten waren also bei ihrer Aktion in bester Gesellschaft.

Bilanz: Die DIG und die ihr nahestehenden Organisationen weigern sich schlicht, die politische und historische Realität Israels zur Kenntnis zu nehmen. Und das Paradoxe daran ist, dass vor allem israelische Historiker diese Fakten und neue Sicht auf die eigene Geschichte erarbeitet haben. Diese Israel-Verteidiger halten an längst widerlegten Legenden und Mythen fest. Als getreue Gefolgsleute Israels und seiner zionistischen Staats-Ideologie tun sie alles, um Israel als politisches und historisches „Unschuldslamm“ (Moshe Zuckermann) darzustellen. Es darf kein dunkler Fleck auf die Geschichte Israels fallen. Um das zu erreichen, muss man aber weglassen, vertuschen und manipulieren. Um ihre Ziele zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht – auch Diffamierung und Denunziation des politischen Gegners. Sie tun alles, um jede andere Sicht der Dinge gar nicht erst in die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Das kritische und zum Frieden bereite IsraeI, das es ja auch gibt, blenden sie völlig aus. So entfernt man sich immer weiter von der Realität und dem Staat Israel und seiner Zukunft tut man damit keinen Gefallen. Außerdem muss man nach der Einstellung dieser Leute zu den Menschenrechten und dem Völkerrecht fragen, damit haben sie offenbar genau so wenig im Sinn wie ihre politischen Vorbilder in der israelischen Regierung.

Anhang: Die DIG legt in der Ausstellung eine Broschüre mit dem Titel Mythos Nakba aus. Die Nakba ist nach dieser Version eine Legende – etwas, das in Wirklichkeit also gar nicht geschehen ist, das nur eine Erfindung von Israel nicht wohl gesinnten Leuten ist. Dem sei ein Zitat entgegengestellt, das von Moshe Dajan stammt, der als junger Offizier an der Nakba teilgenommen hat, später in der Politik Karriere machte und israelischer Verteidigungs- und Außenminister wurde – ein Mann also, der es wissen muss. Das Zitat stammt aus einer Rede, die er im Technion in Haifa gehalten hat. Die Zeitung Ha’aretz hat es am 4. April 1969 abgedruckt. Es lautet: „Alle unsere Siedlungen sind erbaut auf Ruinen palästinensischer Dörfer. Ja, wir haben sie nicht nur ausradiert bis auf den Boden, sondern auch ihre Namen aus den Geschichtsbüchern ausradiert. Sie haben also ihre triftigen Gründe für den Kampf, den sie gegen uns führen. Unser Problem ist nicht, wie wir sie loswerden sollen, sondern wie wir mit ihnen leben können. Wenn ich selbst ein Palästinenser wäre, ich wäre wahrscheinlich Kämpfer für die Al Fatah.“ Es gibt sehr viele Zitate von führenden Zionisten mit derselben Aussage.