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Erbärmlich – wie die „Revolutionäre“, die das DDR-System gestürzt haben, nun die Bewegung Sahra Wagenkecht (BSW) dämonisieren

August 12, 2024

Ich habe die Bürgerbewegung, die 1989 das marode DDR-System gestürzt hat, immer bewundert. Ein Sozialismus als sozial gerechte und offene Gesellschaft – ja, aber für das bürokratische, militaristische und staatskapitalistische Obrigkeitsmonster DDR, das sich obendrein noch „demokratisch“ nannte, ohne es im geringsten zu sein, habe ich nie Sympathien gehabt. Nein! Das war ein Irrweg, so hatte Karl Marx es nicht gemeint! Wenn die DDR-Bürgerbewegung gegen diesen pervertierten Marxismus vorgegangen ist, lag sie vollkommen richtig.

Ich habe es immer mit dem Humanisten Karl Marx gehalten, den Erich Fromm so definiert hat: „Das Ziel von Marx war die geistige Emanzipation des Menschen, seine Befreiung von den Fesseln wirtschaftlicher Bestimmtheit, die Wiederherstellung einer menschlichen Ganzheit, um ihn zu befähigen, zur Einheit und Harmonie mit seinem Mitmenschen und der Natur zu finden. Marx‘ Philosophie (…) zielte auf die volle Verwirklichung des Individualismus, gerade jenes Ziel, das das westliche Denken seit der Renaissance und Reformation bis weit ins 19. Jahrhundert geleitet hat.“ Diesen Karl Marx zu realisieren ist immer noch die Aufgabe der gesamten Menschheit und wird angesichts der Zerstörung des Planeten durch die menschliche Ausbeutungs- und Profitgier immer aktueller.

Revolutionen haben, das ist bekannt, ihre eigene evolutionäre Logik: dem Fortschritt folgt unmittelbar stets die Reaktion. Siehe Napoleon und Stalin als Beispiele in neuerer Zeit. Nun hat in Deutschland 1989 nicht die gesamte Gesellschaft eine Revolution gemacht, sondern nur der östliche Teil – eben die DDR. Dieser Staat wurde dann von der Bundesrepublik geschluckt, und alles, was nach „links“ roch, wurde auch geschluckt. Es blieben nur die Reste der alten SED als Partei Die Linke. Diese machte es sich in der Bundesrepublik bequem, interessierte sich weniger für die arbeitenden und unterprivilegierten Teile der Bevölkerung (was ihr ureigener Auftrag gewesen wäre) als vielmehr für die „Selbstgerechten“, also post-marxistische Livestyle-Linke, was den Abstieg und schließlichen Untergang dieser Partei beschleunigte.

Sahra Wagenknecht hat dagegen argumentiert, will eine Alternative zum Linksliberalismus aufzeigen, der sich progressiv gibt, im Grunde aber die Gesellschaft weiter auseinanderdividiert, weil ihm einzig nur das eigene Milieu am Herzen liegt. Sahra Wagenknecht bekam selbst aus dem bürgerlichen Lager viel Anerkennung für ihre politische Analyse der Gegenwart, sie hat offenbar den Nerv der Zeit getroffen. So schrieb der CSU-Politiker Peter Gauweiler, ihr Buch Die Selbstgerechten sei „eine fundierte Gesellschaftsbeschreibung und -analyse, was in Amerika und Europa in den vergangenen Jahrzehnten schiefgelaufen ist.“ Wagenknecht hat die Die Linke mit einigen Getreuen verlassen und will in ihrer neuen Bewegung Politik vor allem für die große Mehrheit der weniger Begüterten machen, also soziale Gerechtigkeit realisieren, ohne aber das Gesamtinteresse der Gesellschaft aus dem Auge zu verlieren.

Vor allem zur Friedensfrage haben sich Sahra Wagenknecht und ihre neue Bewegung zu Wort gemeldet. Dem Morden in der Ukraine und im Nahen Osten soll endlich mit diplomatischen Initiativen und direkten Verhandlungen ein Ende gemacht werden. Da die

Wirtschaftspolitik der Ampel mit ihren immensen Ausgaben für die Aufrüstung, die zu sozialen Verwerfungen führen muss, immer mehr auf Ablehnung stößt, wird die Wagenknecht-Partei mit ihren Gegenvorschlägen zunehmend als echte Opposition und Alternative empfunden und erreicht inzwischen fantastische Umfragewerte.

Das empfinden die alt Gewordenen DDR-Revolutionäre offensichtlich als Bedrohung und letzte Warnung. Inzwischen tief im extrem konservativen Lager versunken sind sie gegen alles wirklich Linke und Progressive, meinen wohl mit der BSW würde eine neue Version des staatskapitalistischen Weltkommunismus die Macht ergreifen. Deshalb schlagen sie blind auf die BSW ein, ihre üblen und infamen Diffamierungen haben jeden Bezug zur Realität verloren. Die neue Partei bezeichnen sie als „nationale Sozialisten“, bringen sie also mit Hitlers Ideologie in direkten Zusammenhang und sehen die BSW als Steigbügelhalter Putins. Natürlich malen sie gleich das Ende der Demokratie an die Wand.

Was für ein erbärmlicher Stil, was für ein klägliches Versagen gegenüber der realen Gefahr und Bedrohung durch die AfD, die sich anschickt, die Demokratie im Lande zu untergraben. Was für ein falscher Blick auf die politische Realität! Mehr soziale Gerechtigkeit einzufordern in einem Land, in dem ganz wenige Reiche und Superreiche den größten Teil des Volksvermögens besitzen und damit auch politisch bestimmen, wo es lang geht, ist ein legitimes Anliegen. Und die Forderung nach Frieden wird inzwischen von der Mehrheit der Bevölkerung getragen. Sahra Wagenknecht hat Putins Überfall auf die Ukraine stets als „völkerrechtswidrig“ und als „Kriegsverbrechen“ bezeichnet, aber immer zu Friedensverhandlungen gedrängt – aus moralisch-politischen Motiven, aber auch aus wirtschaftlichen, denn dieser Krieg verschlingt Unsummen, die in anderen Bereichen der Gesellschaften dringend gebraucht werden. Der Planet Erde, der schon so überfordert ist, kann sich eine solch sinnlose Verschwendung von wertvollen Ressourcen nicht mehr leisten!

In welchem politischen Wolkenkuckucksheim leben die in die Jahre geratenen DDR-„Revolutionäre“, die Gefahren für die Demokratie sehen, wo es gar keine gibt und die mit ihrem Aufruf die AfD stärken – eine Partei, für die der Nationalsozialismus eine „Fliegenschiss“ war. Wollen sie diese Rechtsextremisten mit dem Neo-Nazi Höcke an der Spitze wirklich an die Macht bringen? Die alten DDR-Bürgerrechtler haben mit ihrer Revolution einen historisch wertvollen Beitrag zur deutschen Geschichte geleistet, der letzten Endes zur Einheit des Landes geführt hat. Sie sind dabei, ihre eigenen Verdienste zu verspielen und sich der Lächerlichkeit preiszugeben.

Wenn man überhaupt in diesem Zusammenhang mit Karl Marx argumentieren will: Sahra Wagenknecht und ihre Partei stehen bestimmt nicht für den staatskapitalistischen Irrweg der DDR, sondern auf lange Sicht für die oben von Erich Fromm zitierten Ziele des großen Humanisten Karl Marx!

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