Wie Wikipedia Fakten manipuliert
Am Beispiel Israel-Palästina lässt sich das Verfälschen besonders gut belegen
Das „Universallexikon Wikipedia“ ist nicht nur ins Gerede gekommen, es ist schlicht der Manipulation überführt worden. Und das auf einem äußerst wichtigen politischen Gebiet: dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Zwar wusste man bisher schon, dass das israelische „Ministerium für Strategische Angelegenheiten“ eine gut ausgerüstete kleine „Armee“ (eine „Gemeinschaft von Kämpfern“ nennt man das dort) auf Wikipedia angesetzt hat, um jede Kritik an der israelischen Politik in Vergangenheit und Gegenwart zu löschen und sie durch proisraelische Inhalte zu ersetzen. Man wusste auch, dass Israel in Deutschland willige Helfer hat, die dem Manipulationswerk von dort hilfreich zur Seite stehen.
Aber nun hat man sogar erfahren, wer der wichtigste Helfer ist. Bisher trieb er unter dem Namen „Feliks“ sein manipulierendes Unwesen. Aber wie die „NachDenkSeiten“ jetzt berichten, ist „Feliks“ durch ein „investigatives Puzzlespiel“ enttarnt worden. „Feliks“ steht plötzlich nackt da. Es handelt sich um einen Beamten, dessen Vita schon sehr verräterisch ist. Sein Name ist Jörg Egerer, das heißt er hieß so, denn 2015 hat er sich in Jörg Matthias Claudius Grünewald umbenannt. Von Beruf ist er beamteter Rechtspfleger, er lebt in Bayern, trat 2015 vom Katholizismus zum Judentum über und ist auch Mitglied der jüdischen Shalom-Gemeinde in München. Er ist auch Mitglied der Partei Die Linke und wird zu den Antideutschen gerechnet. Zudem ist er Oberleutnant der Reserve der Bundeswehr. Soweit die Angaben der NachDenkSeiten.
Nach Bekanntwerden dieser Information müsste man eigentlich alle Wikipedia-Artikel, die Israel betreffen, auf Manipulationen durch die „Israelische Kampfgemeinschaft“ und durch „Feliks“/Egerer/Grünewald hin durchforsten und richtigstellen, soweit das möglich ist. „Feliks“ soll mehr als 150 Wikipedia-Artikel zu Israel/Palästina, den israelischen Streitkräften und zu Themen der israelischen Politik und Geschichte bearbeitet haben. Andere von ihm redigierte Themen sind die Partei Die Linke, alternative Medien und die Friedensbewegung. Auch hier wären Nachrecherchen sicher unbedingt nötig.
Es sei hier ein Beispiel angeführt, wie Wikipedia die historische Wahrheit „frisiert“: das Jahr 1948, das Gründungsjahr des israelischen Staates und zugleich das Jahr der ethnischen Säuberung Palästinas, also der palästinensischen Katastrophe (Nakba). Da ist unter dem Begriff Palästina die Eintragung zu finden: „Während des britischen Palästina-Mandats begann zwischen arabischen und jüdischen Nationalbewegungen ein Bürgerkrieg um Land und politischen Einfluss. Der UN-Teilungsplan von 1947, durch den auf dem Gebiet des historischen Palästinas ein jüdischer und ein arabischer Staat entstehen sollten, scheiterte an der Ablehnung der arabischen Seite. Der Bürgerkrieg wuchs sich nach der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 zum Palästinakrieg aus, als eine Allianz arabischer Staaten in den Konflikt eingriff. Der Krieg führt zur Flucht und Vertreibung von 700 000 arabischen Palästinensern aus und innerhalb des ehemaligen Mandatsgebietes.“
In diesem Text ist so gut wie alles falsch beziehungsweise unvollständig. Die Palästinenser hatten im Gegensatz zu Israel gar keine Armee, die einen „Bürgerkrieg“ hätte führen können. Es gab einzelne kleine bewaffnete Gruppen, die aber militärisch völlig unbedeutend waren und für die Zionisten keine Gefahr darstellten. Warum die Araber den Teilungsplan vom November 1948 abgelehnt haben, wäre ein eigenes Thema. Es sei nur so viel gesagt, dass die arabisch-palästinensische Seite bei der Landverteilung im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil und der Qualität des Landes stark benachteiligt worden ist. Zudem war der Teilungsbeschluss völkerrechtlich höchst zweifelhaft, weil die UNO nach ihrer Charta gar keine Staaten „gründen“ darf, sondern das Selbstbestimmungsrecht der Völker durchzusetzen hat. Was in diesem Fall aber unterblieben ist, denn die Palästinenser sind gar nicht gefragt worden, ob sie große Teile ihres Landes an die Zionisten abgeben wollten. Es hätte mindestens ein Referendum über den Teilungsbeschluss stattfinden müssen.
Wenn es keinen „Bürgerkrieg“ gegeben hat, kann er sich auch nicht zum „Palästina-Krieg“ ausgeweitet haben. Was es in Wirklichkeit gegeben hat, war die ethnische Säuberung Palästinas (Nakba), die schon bald nach dem Teilungsbeschluss von den Zionisten durchgeführt wurde. Die Vertreibung wurde sehr systematisch nach dem Plan D(alet) umgesetzt – und das Monate vor der israelischen Staatsgründung am 14. Mai 1948. Die israelischen Historiker Simcha Flapan, Benny Morris und Ilan Pappe haben diese Ereignisse im Detail dargestellt.
Ilan Pappe kommentiert die Situation im Mai 1948 in seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ so: „Alles [die Zerstörungen von arabischen Dörfern und Stadtteilen, die Vertreibung der Bevölkerung, Massaker und die Inbesitznahme von Land] das geschah, bevor auch ein einziger regulärer arabischer Soldat Palästina betreten hatte. Von nun an entwickelten sich die Ereignisse so rasant, dass zeitgenössische wie auch spätere Historiker Mühe hatten, zu folgen. Zwischen dem 30. März und dem 15. Mai wurden 200 Ortschaften besetzt und ihre Einwohner vertrieben. Diese Tatsache ist noch einmal hervorzuheben, da sie den israelischen Mythos erschüttert, die ‚Araber‘ seien geflüchtet, nachdem die ‚arabische Invasion‘ begonnen habe. Die Angriffe auf beinahe die Hälfte der arabischen Dörfer waren bereits erfolgt, als die arabischen Regierungen schließlich widerstrebend, wie wir wissen, beschlossen, ihre Truppen zu entsenden. Weitere 90 Dörfer sollten zwischen dem 15. Mai und dem 11. Juni ausradiert werden, als die erste der beiden Waffenrufen in Kraft trat.“ Bis zur israelischen Staatsgründung hatten die Zionisten schon 300 00 Palästinenser vertrieben.
Von alledem findet sich bei Wikipedia kein Wort. Vermutlich hat auch hier „Feliks“/Egerer/Grünewald seine manipulierenden Finger im Spiel gehabt. Und wenn man mit der Wahrheit so verfälschend umgeht, dann wird auch gleich noch eine andere historische Lüge aufgetischt: die von der „ethnischen Säuberung“ der Juden in den arabischen Ländern zu Beginn der 50er Jahre. Diese „ethnische Säuberung“ wird der Vertreibung der Palästinenser gegenübergestellt – und da ist man dann in der Endabrechnung eben quitt. Nun kann man aber erstens Unrecht nicht mit Unrecht aufrechnen, und zweitens stimmen auch hier die Fakten bei Wikipedia nicht.
Die Juden in den arabischen Staaten sind nicht vertrieben worden, sondern Israel hat sie mit Agenten und viel Geld (zur Bestechung der Herrschenden dort) aus diesen Ländern geholt. Der Grund: Israel hatte in dem Krieg 1948/49 viel Land erobert (es besaß nun 78 Prozent von Palästina) und musste dieses Land besiedeln und militärisch schützen. Dazu fehlten Menschen, denn die europäischen Juden, die die Zionisten für diese Besiedlung eingeplant hatten, waren dem Holocaust der Nazis zum Opfer gefallen.
Nachzulesen ist das alles bei zwei ganz unverdächtigen Zeugen: dem israelischen Historiker Tom Segev in seinem Buch „Die ersten Israelis“ (München 2008) und dem österreichisch-jüdischen Historiker John Bunzl in seinem Buch „Juden im Orient. Jüdische Gemeinschaften in der islamischen Welt und orientalische Juden in Israel“ (Wien 1989). Aber was gehen die Wikipedia-Leute schon die Forschungsergebnisse solch renommierter Historiker an? Wenn man aber auf einem Gebiet Wikipedia solche Fehler und Auslassungen nachweisen kann, muss man dann nicht annehmen, dass es bei anderen Themen ganz genauso ist? Das heißt, das ganze System Wikipedia ist höchst fragwürdig geworden.
Zum Schluss eine Bemerkung in eigener Sache: Der Verfasser dieser Zeilen wird in seinem Wikipedia-Eintrag unter Berufung auf dubiose Quellen unter „Antisemitismus“-Verdacht gestellt. War da auch „Feliks“ am Werk?